Grenzen der Hochwasser-Modelle

Die im Auftrag der Bezirksregierung aufwändig berechneten Modelle für verschiedene Hochwasserszenarien sind im Laufe der Jahre sicher immer besser geworden, aber man muss sich über die Grenzen dieser Modelle im Klaren sein:

  1. es wird mit Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten bestimmter Hochwasser-Ereignisse gearbeitet, z.B. HQ100, aber natürlich sind das keine Sicherheiten.
  2. die realen Gegebenheiten (z.B. die Aufnahmefähigkeit bestimmter Böden zu einem Zeitpunkt) können nie genau abgebildet werden, sondern es wird immer mit Annahmen und Vereinfachungen gerechnet . Hinzu kommt, dass die Karten auf dem Zustand der Landnutzung zu einem bestimmten Zeitpunkt beruhen. Wird nach dem Ausgabedatum einer Gefahren- und Risikokarte z.B. ein größeres Gewerbe- oder Wohnbaugebiet in Kürten oder Lindlar versiegelt, so sind die Auswirkungen auf die „Unterlieger“ in Immekeppel, Untereschbach oder Rösrath nicht eingearbeitet in die offiziellen Karten.
  3. die bisherigen Modelle berücksichtigen nur die Flusshochwasser, aber nicht die Gefahren durch Starkregen, Sturzfluten, Grundhochwasser und Kanalrückstau.
  4. Die Modelle und damit die errechneten Überschwemmungsgebiete ändern sich. Da man mit statistischen Werten arbeitet, wird sich nach mehreren Jahren, insbesondere nach einem Hochwasserereignis, das Höhenniveau z.B. für HQ100 ändern. Der Klimawandel wird im Bergischen Land  zu mehr und heftigeren Niederschlägen führen: die Häufigkeiten nehmen zu, und die Höhen für HQ10, HQ100 und HQextrem werden steigen.

„Die neuen Klimasimulationen zeigen, dass die Niederschlagsmenge im Winter bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 40 Prozent zunehmen kann. Und mehr Niederschläge heißt auch mehr extreme Niederschläge… Damit Wasser abfließen und vom Boden aufgenommen werden kann, müssten Flächen bei der Siedlungs- und Verkehrentwicklung unbebaut bleiben und zudem bereits bebaute Flächen wieder entsiegelt werden.“ (https://www.umweltbundesamt.de/themen/neue-klimasimulation-heutige-extreme-koennten)

Wer sich heute festklammert an den festgesetzten Überschwemmungsgebieten (HQ100) und sie bis auf den letzten Meter ausschöpft, verursacht jetzt die Probleme von morgen. Deshalb sollen bei B-Plänen auch die HQextrem-Gebiete ausgewiesen werden, und sollen frühere Retentionsflächen reaktiviert werden.